Zagoria-Trail

Brücken aus Stein, Klöster auf Felsen und die tiefste Schlucht der Welt.

Wir begehen den im nordgriechischen Pindosgebirge wenig bekannten, dafür aber wunderschönen und abwechslungsreichen Zagoria-Rundwanderweg über mehrere Tagesetappen hinweg und mit minimalen Gepäck (ca. 5 kg) auf dem Rücken.

Von Klidonia nach Mikro Papigo

In Klidonia, einem kleinen Dorf am Fuße des Gebirges lassen wir unseren Mietwagen beim Hotel zurück. Hier, am Voidomatis-Fluß entdecken wir schon gleich die erste alte Rundbrücke, umgeben von einem groben Kiesstrand und einem Wald voll von verwunschenen uralten Bäumen.

Ab hier geht es nun zu Fuß weiter. Von Klidonia geht es erst einmal straffe 500 Höhenmeter hinauf zu den wenigen Häusern nach Ano Klidonia. Von dort aus genießen wir die Streckenwanderung mit Aussicht ins Tal und zu dem noch zu erklimmenden Hochgebirge der morgigen Etappe, bis wir plötzlich mitten in einer kleinen Wildpferdherde stehen.

Kurz vor unserem Etappenziel dem Bergdorf Mikro Papigo bestaunen wir noch die „Natural Pools“, eingebettet in interessanten Kalksteinformationen.

Von Mikro Papigo über die Astraka-Hütte nach Tsepelovo

Bei Sonnenaufgang sind wir schon auf den Beinen, um zunächst die 1000 Höhenmeter zur Astraka Berghütte zu besteigen. Normalerweise kann man in der Hütte auch übernachten, da wir aber vor Saisonstart unterwegs sind, ist sie noch geschlossen.

Kurz vor der Baumgrenze suchen wir uns noch einen geeigneten Ast als Wanderstock, um vor allem den späteren Abstieg gut zu meistern. Auf dem ausblickreichen Weg nach oben, finden sich auch vier Stellen, an denen man sich mit frischem Quellwasser versorgen kann. Auf den ersten Schneefeldern in der Ferne sehen wir ein paar Gämse flankieren.

An der Hütte bei ca. 2000 Höhenmetern angekommen, genießen wir den spektakulären Rundumblick auf den Bergsee, das Astraka-Gebirge und ins Tal sowie die von unserem lieben Gastgeber geschmierten Brote und gekochten Eier.

Ab hier wandern wir eine Weile über das Hochplateau bis wir zu einem weiteren Gebirgssee gelangen. Dass hier Anfang Mai noch soviel Schnee liegt, damit hatten wir nicht unbedingt gerechnet. Das erschwert das Gehen und auch die Navigation, da viele Wegweiser unter der Schneedecke versteckt sind. In den Felsen vor uns sehen wir einen einsamen grauen Wolf verschwinden.

Dank GPS finden wir aber unseren Weg, der uns nun durch die Megas Lakkos-Schlucht führt. Der Wanderweg hat es in sich, statt hinunterzugehen geht es erst mal wieder nach oben. Bis wir schließlich langsam die hohen Felsen verlassen und Berg ab gehen, fängt es schon an zu dämmern.

Bald ist es stockdunkel und die bevorstehende Kraxelpartie nehmen wir heute nicht mehr in Angriff. Auf 1400 Meter Höhe schlagen wir unser Biwak unter freiem Himmel auf, wofür wir vorsorglich Schlafsack und Luftmatratze mitgenommen haben.

Nach dem Aufwachen durch lautes Vogelgezwitscher und des Sonnenaufgangs über den Bergen klettern wir die letzten 100 Meter Steilhang hinunter, picknicken in der Sonne, um schließlich auf einem bequemen Feldweg die letzten vier Kilometer zum Örtchen Tsepelovo zu laufen.

Im Café auf dem Dorfplatz bestellen wir erst einmal einen Tsipouro (griechischer Tresterschnaps) und bekommen diesen typischerweise mit Mezedes (kleiner Vorspeisenteller) serviert. Da der Wirt bestimmt, was auf den Meze-Teller kommt, bestellen wir gleich noch ein Gedeck, um zu sehen welche Speisen wir in der nächsten Runde bekommen.

Beschwingt gehen wir nun in unser hiesiges Hotel, um hier noch ein bisschen Schlaf nachzuholen.

Von Tsepelovo nach Kipi

Gut erholt begeben wir uns auf unsere nächste deutlich kürzere Etappe. Kurz außerhalb von Tsepelovo begegnen wir einem größeren Rudel wilder Hunde, die durch Gebell und Geknurre nicht besonders gut auf uns zu sprechen scheinen. Grundsätzlich sind aber nicht alle streunenden Hunde so aggressiv. Ab und an hat man auch während ein paar Kilometer des Weges einen der großen Hirtenhunde als freundlichen Begleiter gewonnen. Hier erleben wir auch, dass Schlangen von Baum zu Baum springen können.

Auf der Tour nach und um Kipi herum entdecken wir besonders viele der baumeisterlich beeindruckenden Rundbögenbrücken aus dem 18. Jahrhundert, über die auch unser Weg führt.
Das entzückende Bergdorf Kipi hat uns mit am meisten gefallen. Das Hotel, das Essen, die rurale Atmosphäre, hier hat einfach alles gestimmt.

Von Kipi nach Monodendri

Die heutige Wanderroute führt uns nach Monodendri. Die Nacht über hatte es etwas geregnet, so dass wir frische Braunbären-Spuren auf unserem Weg finden. Als wir schließlich ein großes braunes Tier im Wald auf uns zu kommen sehen, stockt uns kurz der Atem. Die hier freilaufenden Kühe geben uns aber freundlicherweise den Weg frei und wir können passieren.

Auch hier gilt es wieder alte Steinbrücken zu überqueren sowie kilometerlang alte Treppenstufen zu erklimmen.

Über die Ortschaft Vitsa gelangen wir schließlich in das höher gelegene Monodendri. Das Dorf Monodendri ist deutlich touristischer erfasst als die anderen Bergdörfer, durch die wir gekommen sind, denn von hier aus bekommt man gute Einblicke in die, laut Guinness Buch der Rekorde 1997, tiefste Schlucht der Welt (im Verhältnis von Breite zu Höhe gemessen).

Von Monodendri nach Papigo

Diese spektakuläre Etappe führt unten durch die Vikos-Schlucht und schließt den Rundweg somit wieder. Da das Wetter heute aber leider umschlägt und Gewitter gemeldet ist, brechen wir hier wehmütig die Tour zurück nach Papigo ab und lassen uns von unserem Gastwirt zu unserem Auto am Startort nach Klidonia bringen.

Wir werden aber nochmal wieder kommen, um den Weg zu Ende zu bringen.

Klöster auf und in Felsen

Östlich des Pindosgbirges machen wir mit dem Auto Halt im kleinen Dorf Kastraki. Von hier aus sehen wir auf unserem 20 Kilometer langen Rundweg sechs (von 24) der beeindruckenden Metéora-Felsenklöster und begegnen dabei 11 Schildkröten, aber so gut wie keine anderen Wanderer, ein guter Schnitt wie wir finden. Einige Klösterbauten reichen bis in 13 Jahrhundert zurück, sind in oder auf freistehenden Sandsteinfelsen gebaut und waren teilweise nur über Seilwinden zugänglich.

Ein weiterer Tagesausflug mit dem Auto führt uns über serpentinen- und höhenmeterreiche Bergsträßchen in das einsamere Tzoumerka-Bergassiv südlich des Pindosgebirges. Hier besuchen wir alleine das verlassene Felsenkloster Kipina. Wenn es nicht geöffnet ist, kann man sich den Schlüssel im nächsten kleinen Örtchen bei Georgos im Cafe abholen. Das in den Fels gehauene kleine Kloster birgt eine Zugbrücke, winzigen Wohnräume, eine Kapelle und eine tief in den Berg reichende Tropfsteinhöhle. Das hier eine gewisse Gruselstimmung aufkommt, läßt sich bei uns nicht vermeiden.

Auch das Kolorit im noch höher gelegenen Bergdorf Kalarrytes nehmen wir noch mit.

Ausklang

Zur Erholung verbringen wir noch zwei Tage an einem einsamen Strand, der nur von ein paar Einheimischen besucht wird. Den Göttern sei Dank, erleben wir hier sehr eindrucksvoll, wie die Sonne über dem Olymp untergeht.

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ZUR KARTENÜBERSICHT

3 Kommentare

  1. Vera
    28. Mai 2022
    Antworten

    Euer Bericht über die Wanderung, hat mir sehr gut gefallen!

  2. Rita Weidler
    6. Juni 2022
    Antworten

    Euer Bericht war sehr schön, sehr eindrucksvoll und wunderbare Fotos. Bei den Meteora Klöstern waren wir vor ca. 38 Jahren und ich habe einige Fotos die die gleichen Klöster zeigen. Eike war 8 Jahre und durfte nicht mit kurzer Hose die Klöster besichtigen.

  3. Wolf MüllerFabian
    27. Juni 2022
    Antworten

    Super Fotos und beeindruckende Wanderung, alles sehr professionell!
    Bei den phantastischen Klöstern war ich mit Lebensgefährtin, Barbara, alter Hündin Katinka im Jahre 2000… mit Bulli.
    Mein Reisebericht ist ohne Fotos bei weitem nicht so anschaulich, aber wir werden bei unserem Treffen viele Erinnerungen austauschen können.
    Gruß Wolf, 27.6.22

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