Da wir in Đà Lạt auf der Suche nach der schönen Natur etwas zu kurz gekommen sind, buchen wir nun eine dreitägigen Countryside-Tour durch das zentrale Hochland. Normalerweise wird diese Tour auf den Rücken von Motorrädern beritten, aber das kommt für uns nicht in Frage. Kein Problem für den Touranbieter, wir bekommen für unseren Roadtrip ein Auto mit Fahrer, sowie einen Tour-Guide zur Seite gestellt. Der sehr aufmerksame Chauffeur Tho und der fachkundige Guide T. begleiten uns also, bringen uns Land und Leute näher, um uns anschließend bei unserem Wunschziel den Nationalpark Cát Tiên abzusetzen.
Tag 1
Neben einer Blumenplantage besichtigen wir auch eine Kaffeeplantage und erfahren alles über die verschiedenen Kaffeesorten, die hier angebaut werden. Vietnam ist übrigens der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt. Auch der teuerste Kaffee der Welt wird hier produziert, „Weasel Coffee“. Dabei werden die Wiesel-Tierchen mit den Kaffeebohnen gefüttert, anschließend werden diese fermentiert ausgeschiedenen, aufgesammelt und gereinigt. Daraus ergibt sich die teuere „Gourmet-Freude“.
Wir machen den Test und bestellen einen überteuerten Weasel-Kaffee und zum Vergleich einen überteuerten „nicht durch den Wiesel gegangenen“ Kaffee. Ok, der mit Wiesel hat samtiger geschmeckt, aber wir hatten in Vietnam schon deutlich besseren Kaffee gehabt, als in diesem Showroom-Café für Touristen. Wir dürfen noch ein paar Käfige mit Wieseln besichtigen und fragen uns kopfschüttelnd, wer sich sowas wohl ausgedacht hat. Wir sind wohl nicht die Zielgruppe.
Wir besuchen eine Seidenfabrik und lernen alle Einzelschritte der Seidenproduktion, von den Raupen, zu den Puppen bis zu den fertigen Seidenerzeugnissen, kennen. Die Larven werden übrigens nicht weggeschmissen, sondern frittiert zu einem leckeren Snack – schmecken lecker nussig!
Wir besichtigen die prachtvolle Linh An Pagoda mit ihrem riesigen blauen Happy Buddha und kraxeln dann nebenan in dem wunderschönen Thác Voi Wasserfall (Elephant Waterfall) herum.
Unterwegs genießen wir die Aussicht auf die atemberaubende Landschaften und halten an einem Haus am Straßenrand bei einer Frau, die mega leckere frisch zubereitete Reisteigbällchen mit einer süßen „green bean“ Füllung (Bánh rán) serviert. Nicole konnte nicht aufhören sich ein Bällchen nach dem anderen einzuverleiben.
Wir halten bei einem lokalen Landwirt und erfahren alles über die Herstellung von Reisschnaps (45%) auch „Happy Water“ genannt. Unser Guide lässt eine 1,5 Liter Plastikflasche abfüllen, die dann später bei jedem Abendessen ausgepackt und ausgiebig „probiert“ wird.
Wir machen Rast in einem chilligen Café voller Hängematten und werden sogleich von einem ebenfalls Moped-rastmachenden winkenden Mädchen-Trupp mit gekonnt gezückten Selfisticks gruppenfotografiert.
Vorbei an den unzähligen Kaffeeplantagen, grünen Reisfeldern und schwimmenden Fischerdörfern, erreichen wir pünktlich zum Sonnenuntergang den Hồ Lắk See.
Im am Ufer liegenden Dorf der ethnischen Minderheit M’Nong erfahren wir Einiges über ihre Lebensweise und übernachten hier in einem typischen Longhouse auf Pfählen. So viel wir verstanden haben, lebte das matriachaische Volk der M’Nong einst im Dschungel auf Bäumen, daher stammt auch die Bauweise der Häuser auf Stelen, um unter dem Haus die Haustiere, wie Rinder, Hühner und Schweine zu halten. Die ganze Mehrgenerationen-Familie lebt in dem länglichen Haus, welches nur aus einem Raum besteht.
Sehr authentisch also schlafen auch wir auf Matratzen in einem dieser Häuser, inklusive unserer Begleiter. Diese Nacht tun wir kein Auge zu, denn unser freundlicher Guide betet erst einmal laut eine Stunde monoton vor sich hin, um dann direkt ins lautstarke Schnarchen überzugehen.
Tag 2
Auch Ohropax kann nicht helfen, so begehen wir gerädert und mit leichtem Lagerkoller unseren zweiten Tag.
Die Menschen im Dorf leben seit Jahrhunderten zusammen mit ihren Elefanten. Nach dem Frühstück machen wir also eine Rundtour zusammen mit einem jungen Einheimischen auf seinem Elefanten, um und durch den See hindurch. Etwas seekrank kann man schon werden bei dem Hin- und Hergeschwenke, man gewöhnt sich aber schnell und es war schon eine besondere Erfahrung auf so einem großen Tier zu sitzen.
Wir besuchen den lokalen Markt bei dem uns unser Guide alle noch offenen Lebensmittelfragen beantworten kann und machen uns wieder auf den Weg.
Wir klettern den gigantischen Monolithen Voi Mẹ (Mother Elephant) hinauf und beobachten die Herstellung von Reispapier bei einem 95-jährigen Kung Fu Meister und seiner Familie.
Während der Fahrt erfahren wir wo und wie der Pfeffer, als auch Cashewnuß, Bananen, Avocados, Rambutan und Ananas, wächst. Kommentar unseres Guides hierzu : „Du kannst anbauen was du willst, bei diesem Klima und auf diesem Boden wächst einfach alles.“
Schließlich erreichen wir den Đray Sáp Wasserfall, wo wir nach einer ordentlichen Kraxelei, genüsslich im Wasserfall duschen und im frischen Seewasser schwimmen gehen. Bei einem leckeren Hot Pot, mit in Zitronengrass marinierten Hähnchen (Lẩu Gà) und den unumgänglichen „Một, hai, ba, dzô!“ mit „Happy Water“, lassen wir gemeinsam mit unseren Begleitern den Tag ausklingen.
In der Anlage haben wir diesmal einen sehr netten Bungalow mit Flußblick für uns alleine und genießen die erholsame Nacht.
Tag 3
Wir verlassen unsere schöne Bleibe und starten den Endspurt unseres Roadtrips. Wir fahren ganz dicht an der Grenze zu Kambodscha vorbei, weitere wunderschöne Landschaften mit zahlreichen Passionsfrucht-, Kakao-, Kaffee-, Tee- und Kautschuk-Plantagen.
In einem Café mit der grandiosen Aussicht auf die „zweite Halong-Bay“ machen wir Rast. Hier bastelt uns unser Guide aus zuvor besuchter Plantage gemopsten Passionsfrüchten, Milch und Zucker – leckere Smoothies. Uns zwei Exoten werden in der Zwischenzeit ungefragt allerlei Kinder der anderen Cafégäste auf den Schoss gesetzt, um uns gemeinsam abzulichten. Ein kleines Mädchen ziert sich ein wenig und unser Guide erklärt uns, dass den Kindern in der Schule beigebracht wird, fremde Menschen zu meiden, da sie sonst nach China verschleppt werden.
Nach einer anstrengenden kurvigen Fahrt auf sehr verkehrsreicher Straße mit lebensmüden überholenden LKWs erreichen wir endlich gegen Abend unser Ziel den Nationalpark Cát Tiên. Endlich angekommen und wieder unter uns, nehmen wir von diesem Kurztrip haufenweise neue und interessante Eindrücke mit – Countryside wir kommen wieder!
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