Vom Spreewald nach Berlin

Für unsere 5-tägige Kajaktour vom schönen Spreewald zu unserem Wohnort nach Berlin-Kreuzberg, bedarf es ein wenig an Vorbereitung.

Zunächst planen wir die Route, deren Tages-Etappen, Übernachtungs-, Einkehr- und Einkaufsmöglichkeiten im Voraus und erstellen uns einen entsprechenden GPS-Track mit allen relevanten Zielen. Dann wählen wir sorgfältig unser Gepäck mit möglichst leichten, kleinen und nur allernötigsten Utensilien, da so ein Paddelboot eben nur begrenzt Platz hat.

Zelt, Schlafsäcke, Luftmatratzen, aufblasbare Kissen, Taschenlampe, Powerbank, Smartphones und entsprechend wasserdichte Taschen, Gaskocher, Geschirr, Müllbeutel, Wäscheleine und Klammern, Geschirrtuch, Schwamm und Spülmittel, Windlicht, Feuerzeug, Ohropax, Blasenpflaster, Proviant, Regenjacken, Wechselkleidung, Bikini, Handtuch, Wassersandalen, Kosmetik, Hygieneartikel, Mückenspray und Sonnencreme

Los geht es also auf die 110 km lange Reise, mit aufblasbarem Kajak und drei wasserdichten Packsäcken, bei der wir insgesamt auch 12 Schleusen passieren werden. Mit der Regionalbahn fahren wir erst einmal von Berlin Alexanderplatz südlich nach Lübbenau im Spreewald. Hier pumpen wir dann mit Hochdruck unser Boot auf und legen ab.

Etappe 1 (20 km): Von Lübbenau nach Petkampsberg

Von dem hübschen Spreewald-Städtchen Lübbenau aus paddeln wir nun immer die Spree entlang nach Norden. Dabei passieren wir typische Spreewald-Kähne, die Stadt Lübben, rot-fellige Nutrias, allerlei Wasservögel und vier Schleusen, die wir selbst per Hand bedienen müssen.

Als wir kurz vor 19 Uhr bei unserem Biwakplatz in Petkampsberg ankommen, haben die Betreiber schon Feierabend. Wir bauen trotzdem unser Zelt auf, welches übrigens mit nur einem Paddel als Zeltstange zusammenhält, und wollen die Anmeldung am nächsten Morgen nachholen. Unsere Nachbarinnen singen mit Gitarre begleitet „Somewhere over the Rainbow“ und so klingt unser erster Tourentag wunderbar aus.

Etappe 2 (20 km): Von Petkampsberg nach Märkisch Buchholz

Am Morgen stellen wir fest, dass wir nichts ahnend auf dem Nachbargrundstück des Biwakplatzes unser Zelt aufgebaut haben. Der Eigentümer nimmt es aber gelassen und für uns bleibt die Nacht daher kostenlos.

Drei Kilometer weiter die Spree hinauf kommen wir nach Schlepzig. In dem beschaulichen Örtchen ist es Zeit ein zweites Frühstück im Hafenstübchen einzunehmen, wo wir typische Spreewälder Spezialitäten in Form von Schmalzbrot mit Spreewaldgurke und Spreewälder Plinse kosten.

Ab hier verlassen wir die Spree und fahren über diverse Fließe in den unteren Spreewald hinein, vielleicht sogar der romantischste Teil der Reise. Der anschließende Köthener See wartet mit einem entspannten Rastplatz auf uns. Danach paddeln wir weiter über den Dahme-Kanal zum Biwakplatz in Märkisch Buchholz. Auf dieser Etappe haben wir wieder vier Schleusen zu bezwingen. Als ganz besonderes Abenteuer bieten zwei davon Schlepploren an, mit denen man quasi die Schleusen auf Schienen umfahren kann.

Auf dem Biwakplatz in Märkisch Buchholz angekommen, finden wir geschäftigen Wanderpaddler-Hochbetrieb vor. So eine Hochsaison hat er noch nie erlebt, erklärt uns der nette Platzwart. Zum einen liegt der Platz direkt an der Märkischen Umfahrt (eine beliebte Rundtour), zum anderen verbringen dieses Jahr eben viele ihren Urlaub im Inland. Auch eine größere Jugendgruppe belegt den Rasen hinter uns. Aber da Paddeln ja nachweislich müde macht, waren alle Äuglein spätestens um 22 Uhr zu. Die Nacht über regnet es. Das Zelt hält aber dicht und am nächsten Morgen erwartet uns wieder prima Paddel-Wetter.

Etappe 3 (25 km): Von Märkisch Buchholz nach Bindowbrück

Immer die Dahme weiter nach Norden entlang, durchqueren wir bald den Streganzer See. Im Anschluss wieder weiter auf der Dahme paddelnd, erreichen wir nach einer weiteren Schlepploren-Aktion an der Schleuse Prieroser Mühle die Grenze des Dahme-Heideseen-Naturparks. Ab hier gelten die Bundeswasserstraßen-Regeln und wir müssen uns nun an den Abgasgeruch der Motorboote gewöhnen. Wir durchfahren den Dolgensee mit seiner Vogelinsel voller Enten, Möwen, Reihern und Kormoranen, um wieder die Dahme folgend auf dem Biwakplatz in Bindow das Nachtlager aufzuschlagen. Der Betreiber empfängt uns freundlich und die entspannte Nacht über bleiben wir die einzigen Gäste.

Etappe 4 (15 km): Von Bindow nach Schmöckwitz

Früh morgens drei Kilometer weiter die Dahme hinauf, erreichen wir den Eingang des Krüpelsees. Hier läd uns eine Badestelle mit Strandhütte erst einmal zum Baden mit Frühschoppen ein.

Frisch gestärkt überqueren wir den See, der sich allerdings ziemlich in die Länge zieht, bis wir eine Paddelboot-Familie unter einer Trauerweide am Ufer verschwinden sehen. Spontan nehmen wir die Verfolgung auf und finden uns in entzückenden engen Kanälen unterbrochen von zwei kleinen Seen wieder. Man könnte es auch das Venedig von Königs Wusterhausen bezeichnen.

Zurück auf der Dahme, die nun deutlich breiter ist, werden auch die Boote größer. Die folgende Schleuse wird jetzt auch professionell von einem Schleusenwärter betrieben und wir teilen sie uns mit ein paar Jachten.

Wir lassen das Industriegebiet von Königs Wusterhausen hinter uns und befahren schließlich den Zeuthener See. Obwohl wir heute die wenigsten Etappenkilometer zurücklegen, hat es das letzte Stück ziemlich in sich. Ein Wind kommt auf und die höheren Wellen machen das Navigieren schwieriger. Neidvoll blicken wir auf die vielen Segelboote um uns herum, die hier offensichtlich besser vorwärtskommen. Am nördlichen Seeufer erreichen wir schließlich den Zeuthener-See-Campingplatz.

Hier in Schmöckwitz gibt es gute Einkaufsmöglichkeiten und wir lassen den Abend bei Käse, Brot und Rotwein auf unserem komfortablen Waldstellplatz ausklingen. Als wir nach dem beschaulichen Sonnenuntergang auch noch den Mond langsam untergehen sehen, nehmen wir das als Einladung spontan in den See zu springen und eine Runde Nach(k)ts zu schwimmen.

Etappe 5 (30 km): Von Schmöckwitz nach Berlin-Kreuzberg

Hinter der Schmöckwitzer Brücke befahren wir wieder die Dahme, mittlerweile ein recht beachtlich breiter Fluss, weiter nach Norden. Hier entdecken wir das erste Berliner Ortsschild. Es wird auch langsam städtisch. Wir begegnen Ausflugsbötchen, Flößen und der BVG-Fähre, passieren Regattastrecken und Badestrände mit Nackten, mit Badebekleideten und mit ohrenbetäubender Musik. Über den langen See hinweg, geht es weiter an der Köpenicker Schlossinsel vorbei.

Hier endet die Dahme und wir biegen wieder nach links auf die recht breit gewordene Spree ein. Nun wird alles nochmal etwas größer. Auf dem Weg zum Treptower Park begegnen wir riesigen Güterschiffen, Ausflugsdampfern und Hausbooten. Da heute auch der Berliner CSD stattfindet und wir einigen bunt geschmückten Pridebooten mit gut gelaunten winkenden Party-Demonstranten begegnen, kommt langsam so etwas wie heimatliche Vorfreude auf.

Auf Höhe des Plänterwaldes sehen wir das Riesenrad des ehemaligen Spreeparks durch die Bäume blitzen, Im Treptower Park und auf der Insel der Jugend wimmelt es nur so von Tagesausflüglern, so dass man kaum noch Rasenfläche dazwischen erkennen kann. Auch auf dem Wasser ist alles vertreten, was man ausleihen kann und schwimmt, Tretboote, Ruderboote, Paddelbötchen und SUPs.

Als wir im Anschluss unter der 30 Meter hohen „Molecule Man“-Skulpur hindurchpaddeln, können wir bereits die Oberbaumbrücke sehen, die die Stadtteile Kreuzberg und Friedrichshain verbindet. Vorher biegen wir jedoch links in den Landwehr-Kanal ab. Auf diesem letzten Teil unserer Strecke erwartet uns zunächst noch eine Schleuse. Die letzten vier Kilometer auf dem Kanal gestalten sich auch nochmal als besondere Herausforderung. Am heutigen Samstag schippern hier hunderte von Schlauchbooten voll von chillenden Sonnenanbetern vor sich hin. Nach gemeisterten Schlauchboot-Slalom erreichen wir schließlich unser Ziel, den Urbanhafen.

Hier gehen wir hinter dem Restaurant-Schiff an Land, stoßen erst einmal mit einem wohlverdienten Bierchen an, lassen die Luft wieder aus dem Boot und rollen schlußendlich mit dem Kajak-Trolli über die Brücke nach Hause.

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ZUR KARTENÜBERSICHT

2 Kommentare

  1. Yannick
    10. August 2020
    Antworten

    Woow, amazing Kayak tour! We’d love to do the same. Yannick & Pauline

  2. Wolf MüllerFabian
    24. Juni 2022
    Antworten

    Alle Achtung.: welche Strecke, tolle Leistung und unterhaltsam beschrieben…. da wäre man ich gern dabei gewesen..
    Grüße von Wolf, dem alten Weltenbummler, 24. Juni 2022

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