Über die Grenze nach Siem Reap

Für die Reise nach Kambodscha bedarf es etwas an Vorbereitung. Nachdem wir in einigen Internet-Beiträgen Horrorgeschichten über den Grenzübertritt von Thailand nach Kambodscha gelesen haben, was falsche Visa, korrupte Grenzbeamte, ewig lange Wartezeiten, Abzocke, Taximafia, Irreleitungen und Überfälle auf Touristen betrifft, haben wir vorsorglich ein E-Visa beantragt.

Die Eingaben in das Online-Formular sind für uns eine ganz eigene Benutzererfahrung. Das Geburtsdatum wird beispielsweise gerne mal 100 Jahre in die Zukunft datiert, um es dann per Pfeiltasten Monat für Monat wieder zurück setzen zu müssen. Bekommt man eine Fehlermeldung bei der Eingabe, hat man die Möglichkeit per Chat den Support zu kontaktieren, mit der Auskunft, dass aber noch 3896 Anfragen vor deiner abgearbeitet werden.

Irgendwie hat es aber dann doch geklappt und wir erhalten die Bestätigung. Nun müssen wir das „E-Visa“ ja nur noch in zweifacher Ausführung auf Din A4 ausdrucken. Und das am Besten auf einer kleinen thailändischen Insel auf der es noch nicht mal einen Geldautomaten gibt. Kein Ding!

Busfahren nach Aranyaprathet

Innerhalb Thailands nehmen wir üblicherweise die Regionalbusse für die Weiterreise, welches ein günstiges Fortbewegungsmittel darstellt. Passt man nicht auf, zahlt man manchmal allerdings den erhöhten Langnasenpreis. Die spezielle Fahrpreiserhöhung inkludiert dann auch im Bus von Chanthaburi zur Grenzstadt Aran (Kurzform des Zungenbrechers Aranyaprathet), dass man besonders schlecht behandelt wird. Die Kommunikation mit der ruppigen Schaffnerin „Ey, you!“, die uns offensichtlich auf dem Kicker hat, ist extrem schwierig, wir werden herumgeschubst und beinahe auf 3/4 des Weges hinausgeworfen, denn die Grenze zu Kambodscha ist ein Umweg und ausser uns wollte da eigentlich keiner hin. Unter Protest und mit Sitzfleisch gelangen wir schließlich an die Grenzstadt Aranyaprathet. Also, Augen auf bei der Busunternehmenwahl!

Über die kambodschanische Grenze

Morgens um 6 Uhr als der Grenzübergang öffnet, sind wir mit die ersten, die ihn passieren. Die Grenze kann nämlich nur zu Fuß überquert werden. Wir mussten nicht lange anstehen, nur noch die Immigration-Card ausfüllen und schon waren wir in Null Komma Nix ganz unaufgeregt plötzlich in Kambodscha. Sogar der kambodschanische Grenzbeamte hat nett gelächelt.

Leider versperrt uns eine gigantische Baustelle den Weg zu unserem kambodschanischen Bus-Office. Hier ist nämlich vor kurzem eines der großen Casinos abgebrannt. Wir machen uns daran, sie in einem größeren Umweg zu umgehen. Glücklicherweise treffen wir aber direkt auf einen freundlichen Mitarbeiter unseres Online gebuchten Transports, der gerade mit einem Koffer hantiert. Prompt sitzen wir in seinem Tuktuk und er bringt uns motorisiert zum besagten Bus-Office.

Bald darauf sitzen wir in einem Van und fahren nochmal 2 km zu einer anderen Busstation. Hier stellen die Mitarbeiter fest, dass sie unsere Plätze doppelt belegt haben und fragen uns freundlich, ob wir nicht ein Taxi für 50 $ extra nehmen wollen. Das lehnen wir dankend ab und bleiben einfach sitzen. So kommen wir dann doch noch wie geplant günstig ans Ziel nach Siem Reap.

Siem Reap

Siem Reap, die Stadt in der man unterkommt, wenn man die Tempelruinen von Angkor (UNESCO-Kulturerbe) besuchen möchte, wirkt sehr modern und auf Touristen zugeschnitten. Die Innenstadt hat Fahrradwege, Bürgersteige, hübsche Parks, viele Restaurants und gegen die aufgeräumte Atmosphäre ist nichts einzuwenden. Im Marktviertel finden sich noch Straßenzüge im französischen Kolonialstil und den Siem Reap River queren bunt geschmückte Verkehrsbrücken und überdachte hölzerne Fußgängerbrücken, die zum verweilen einladen. „Young city, old trees!“ kommentierte eine Joggerin im Vorbeilaufen, als wir die schönen alten Bäume am Ufer betrachten.

An die permanente Ansprache von allen Seiten, ob wir denn Hilfe, ein Tuktuk, eine Kokusnuss, eine Elefantenhose oder das Menu haben wollen, können wir uns leider nur schwer gewöhnen. Auch die sogenannte Pub Street ist für uns zu viel des Guten. Eine Meile wie in einer Open Air Disko mit höherpreisigen Bars und Restaurants nur für die Touristen.

Weit authentischer geht es aber bei unserem Kochkurs zu.

Kochkurs im Umland

Immer gerne erweitern wir unser kulinarisches Wissen um ein weiteres Land und buchen einen Khmer-Cooking Kochkurs. Wir haben das Glück die einzigen Teilnehmer zu sein, so können wir intensiv die Zeit mit der kompetenten und lieben Köchin nutzen. Es bleibt auch genug Zeit mit ihr ins Plaudern zu kommen und somit auch einige Einblicke in das kambodschanische Leben zu erhaschen.

Zunächst aber werden wir von einem Tuktuk-Fahrer abgeholt und fahren mit ihm auf einen lokalen Markt am Stadtrand. Es fehlen nur noch wenige Zutaten, denn das Meiste kommt aus dem eigenen Nutzgarten. Der Marktbesuch ist aber auch ein wenig gewöhnungsbedürftig, denn es gibt lebende Wasserschlangen und die Marktfrauen wedeln permanent die Fliegen von den Fischen. Für uns wird hier aber nur etwas Gemüse gekauft.

Wir schnipseln und köcheln typische Vorspeisen, Hauptgerichte, Beilagen und einen Dessert. die wir anschließend verspeisen können. Scharfer Salat mit Rindfleisch, Amok mit Fisch, Somla Kits (Kokosmilch-Curry mit Fisch), kambodschanische Frühlingsrollen, knusprige Tofu und Austernpilze mit selbst gemachtem süß-sauer-pfeffrigen Dip und Süsskartoffeln in Palmzucker-Kokosmilch zum Dessert. Übrigens ist „Amok“ bei den Touristen das beliebteste Gericht, ob es an dem Namen liegt?

Alles in Allem ein tolles und leckeres Erlebnis. Sicher werden wir das ein oder andere Gericht nochmal zuhause zubereiten.

Zurück nach Thailand

Heute wagen wir ein neues Abenteuer, denn wir wollen wieder zurück über die Grenze nach Surin in Nordost-Thailand reisen. Im Internet finden wir für Thailand keine Online-Bustickets, dafür aber unterschiedliche Angaben zu Abfahrtszeiten. Wir haben einen groben Plan, denn wir haben von einem Yellow Bus gehört, der von Aranyaprathet nach Surin fährt. Es ist aber auch angebracht immer noch einen Plan B und C bereit zu halten.

Die Busfahrt bis zur Grenze ist gut organisiert, klimatisiert und es gibt sogar einen Donut und Wasser als Wegzehrung. Auch zu Fuß aus Kambodscha hinaus durch den Zoll verlief völlig problemlos. Dann folgt die Immigration-Halle nach Thailand. Hier stehen wir nun mit ca. 200 anderen Grenzgängern in einer langen Warteschlange an. Wir haben davon gehört, dass der Einlass nach Thailand mit Komplikationen verbunden sein kann. Viele Touristen nutzen nämlich einen kurzen Grenzgang nach Kambodscha nur um ihr Thailand-Visa somit zu verlängern (Visa-run). Das wird hier nicht gerne gesehen. Aber 2 Stunden später haben wir auch das geschafft. Leider ist damit auch unser Anschluss-Bus wohl schon abgefahren. 

Wir haben gehört, dass es direkt an der Grenze am Ban Khlong Luek Market eine Mini-Van-Station gibt, wo es eventuell Transporte nach Surin gibt. Wir laufen um die Mittagszeit bei 36° im Schatten hitzschlagverdächtig den riesigen Markt ab ohne fündig zu werden. Auf Nachfragen sagen uns die Leute, wir sollten doch zum Indochina-Market gehen. Unsere Orientierungslosigkeit scheint man uns anzusehen, denn wir werden von der Touristen-Polizei angesprochen. „Wir suchen die Busstation“ teilen wir mit. „Springt auf, ich fahr euch hin“ so werden wir kurzerhand zu zweit inklusive Gepäck hinten aufs Polizei-Moped gesetzt und zur ganz neu gebauten Indochina-Busstation gefahren. Der unglaublich nette Polizist salutiert noch freundlich, wir sind überglücklich und bedanken uns herzlich.

Dann sehen wir uns um und erkennen die Busstation wieder, wo wir den unliebsamen Bus mit der mürrischen Schaffnerin auf der Hinfahrt verlassen haben. Hier kennen wir uns quasi schon aus und wissen eigentlich auch schon, dass von hier aus kein Bus nach Surin fährt, höchstens in die Nachbarstadt Burinam. Gut, dann fahren wir halt erstmal dahin. Plan C also. Eine Frau vom Office zeigt uns noch den Bus, den wir dahin nehmen können. Wie es der Zufall will, stehen wir plötzlich wieder vor genau dem Bus aus dem wir auf der Hinfahrt geflohen sind und die garstige Schaffnerin wedelt auch schon wieder mit Tickets für uns herum. Nicht schon wieder mit Frau Griesgram in eine Stadt wo wir eigentlich gar nicht hinwollen und sagen dankend ab.

Wir versuchen noch mal Plan A, zum Yellow-Bus-Office in die Innenstadt zu gelangen und steigern in ein Songthaew „Not back to the border (Nicht zurück zur Grenze)“ sagen wir noch, aber genau da bringt uns der Fahrer schließlich hin. Diesmal jedoch zu der Minivan-Station, die wir anfänglich nicht gefunden haben. Hier erkundigen wir uns und bekämen für die über 200 km weite Strecke nur ein teures Taxi, welches unsere Urlaubskasse erheblich sprengen würde. 

Zurück zu Plan A, wir versuchen ein weiteres Mal zum Ticket-Office vom Yellow Bus zu gelangen, welches im Zentrum von Aranyaprathet ca. 7 km entfernt liegt. Ein Tuktuk bringt uns diesmal flott vor Ort.

Als wir beim Yellow Bus Office ankommen, werden wir Zeuge eines sehr aufgebrachten Busfahrers, der laut schimpfend auf einen älteren Herrn einredet, dem anscheinend ein Gepäckstück verloren gegangen ist. Durch den Streit ist der Bus wohl spät dran. Ein Glück für uns, denn er fährt nach Surin!

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