Nord-Albanien

Nachdem wir mit dem Auto die Grenze von Montenegro nach Albanien passieren, müssen wir mit neuen Verkehrsteilnehmern rechnen, denn hier laufen die Kühe, Ziegen, Schafe und Schweine frei auf den Straßen herum.

Die Einheimischen fahren hier übrigens am Liebsten mit dem Mercedes. Wer keinen hat fährt zum Markt auch mal mit dem Fahrrad.

Nochmal schnell in Koplik volltanken, ausreichend Bargeld „Lek“ abheben, einen Qebapa-Imbiss einnehmen, Wasserkanister kaufen und schließlich ab hinauf in die albanischen Alpen in das Bergdorf Theth fahren über die serpentinenreiche enge Terthorja-Passstraße (seit einem Jahr auch asphaltiert!).

In den albanischen Alpen

Aus dem Wanderführer wählen wir eine gemütliche einfache Wanderung zu einem Hochplateau. Von wegen gemütlich und einfach. Aus den geplanten 5 Stunden wurden schließlich 9. Die Höhenmeter sind doch recht viele, die Wege sind steil und ab und an geröllig. Dann setzt auch noch der Regen ein. Wir werden aber belohnt mit wunderbaren Ausblicken auf Bergmassif und tiefen Tälern. Als wir oben ankommen zeigt sich sogar kurz die Sonne.

Beim einsamen Abstieg freuen wir uns die ersten Lebewesen in Form einer Schaf- und Ziegenherde zu entdecken. Als wir näher kommen schlagen die Hirtenhunde an. Bellend und knurrend umkreisen sie uns und kommen aggressiv auf uns zu. Ein besonders großes Exemplar mit fieser Narbe quer durchs Gesicht und gesträubten Nackenfell scharrt mit den Vorderpfoten. Zum Glück kommt uns der Hirte zu Hilfe „No problem!“ Laut brüllt er den Hunden Befehle entgegen, die aber allerdings komplett ignoriert werden. Schließlich bewirft er sie mit Steinen und wedelt mit einem großen Ast, um sie fernzuhalten. So begleitet er uns mehrere Hundert Meter aus der Gefahrenzone heraus.

Kaum vom Schreck erholt, kommen uns von unten zwei Pferde entgegen. Sie sind voll bepackt und eine Frau hält sich am Schwanz des Letzteren fest und läßt sich so den Berg hoch ziehen. Sie ist vermutlich die Frau des Hirten und bringt Vorräte auf die Alm. Einen weiteren Kilometer weiter unten kommt uns nun noch ein Kind entgegen, laut Handymusik hörend. Die Familie ist damit wohl komplett.

Theth

Im kleinen Bergdorf Theth erleben wir den touristischen Aufschwung, Überall entstehen neue Unterkünfte. So ist die Wanderung durchs Dorf und zum naheliegenden Wasserfall alles andere als einsam. Dafür begegnen wir aber auch keinem wildgewordenen Hirtenhund mehr und das Bad im Natur-Pool ist sehr erfrischend.

Auf unserem Stellplatz mit Panoramablick genießen wir die lokalen Speisen, wie hausgemachte Würste und Käse, handgeschnittene Pommes, albanisches Käsefondue und Fërgesë. Nicht zu vergessen das Raki-Tasting mit Pflaume und Kornelkirsche (Spezialität dieser Region).

Am Meer

„Wo geht es hier zum Strand?“ fragen wir das umherlaufende Schwein auf der Straße. Auch nachdem wir es mit einem Stück Brot füttern, weiß es die Antwort nicht, läuft uns nun aber grunzend hinterher.

Als wir an der Küste bei Shkodër gegen Abend ankommen sind wir ganz alleine. Unser erster Eindruck vom rauen Meer mit weitläufigen Strand ist der eines postapokalyptischen Szenarios, in dem alle Menschen vom Erdboden verschwunden sind. Verlassene Sonnenschirme, grauer Sandstrand und surreale Sonnenuntergangsbeleuchtung, dafür malerisch schön.

Wir teilen uns den gepflegten Stellplatz des Eco-Camps mit sehr glücklichen freilaufenden Hühnern. So gibt es zum Frühstück frisch gelegte Spiegeleier und zum Abendessen den fangfrischen selbst gegrillten Fisch aus der Viluni Lagune.

Auf dem Markt von Shkodër

Heute ist zwar Sonntag, aber alle Läden in der Stadt sind geöffnet und vor allem auf dem Markt herrscht geschäftiges Treiben. Hier decken wir uns mit (2,5 Kilo!) getrockneten Feigen, roten Trauben und Jujuben für unsere 2000 Kilometer lange Rückfahrt über Montenegro, Kroatien, Slowenien, Österreich und Deutschland ein.