Huế

Von Tam Coc nach Huế sind es 11,5 Stunden mit dem Zug. Im Wagon ist es zwar zu dieser Jahreszeit ohne Heizung ganz schön frisch, die Fahrt gestaltet sich aber durch die Ausblicke auf die Landschaft und die Menschen im Abteil eher kurzweilig. Wir können beobachten wie ein paar winzige vietnamesische Landfrauen nicht den Blick von einer sehr großen und sehr korpulenten Holländerin lassen konnten. Dem Staunen folgt lautes Gelächter, bis eine der Belustigten der Rubensdame einen ordentlich Klaps auf den Po verpasst.

Huế ist die ehemalige kaiserliche Hauptstadt Vietnams der Epoche der Nguyễn-Dynastie. Zu entdecken gibt es hier unter anderem den kaiserlichen Palast innerhalb einer Zitadelle und mehrere Kaisergräber in naher Umgebung. Nicole hat vor ein paar Jahren beim Compositing eines Dokumentationsfilms über deutsche-vietnamesische Zusammenarbeit bei der Restauration von vietnamesischen Kulturdenkmälern mitgewirkt. Jetzt sind wir sehr neugierig wie die Sehenswürdigkeiten in Wirklichkeit aussehen. Wir besuchen den Kaiserpalast, das An Dinh Palais und wandern zum Grabmal des Kaisers Tự Đức. Da die feuchte Witterung permanent an den Bauwerken nagt, werden die Restaurationsarbeiten wohl noch viele Jahre in Anspruch nehmen.

Die Köche am Kaiserhof waren bemüht die Speisen für ihre Herrscher zu perfektionieren, daher ist Huế auch bekannt für seine kulinarischen Köstlichkeiten. Es liegt also Nahe einen Streetfood-Kochkurs zu besuchen. Koch Anh nimmt uns mit auf den lokalen Markt, erklärt uns die Kräuter und Lebensmittel und kauft frische Zutaten. Im Anschluss kochen wir in seinem Haus drei Gerichte, die wir aus einer Liste aus Spezialitäten wählen können, Bún Bò Huế (Huế Nudelsuppe mit Rindfleisch), Nem Lụi (Zitronengras-Hack-Spieße), Bún Thịt Nướng (Reisnudeln mit BBQ-Schweinefleisch). In familiärer Umgebung weiht er uns in die besonderen Feinheiten der Prozesse und Zutaten ein. Wir hacken Hackfleisch mit dem Hackebeil, kochen, grillen und zaubern das beste Menü, was wir bisher kosten konnten. Das war toll und sehr authentisch!

Etwa 100 km nördlich von Huế befindet sich die DMZ, die demilitarisierte Zone, zu der wir eine geführte Tour mit dem Bus unternehmen. Wir fahren durch junge Wälder, die noch vor wenigen Jahren im Krieg von dem amerikanischen Entlaubungsmittel Agent Orange kahl gebombt wurden und durch Dörfer einer laotischen Minderheit, wo immer Nebel oder Regen ist, nie die Sonne scheint, aber dafür hochwertiger Reis wächst. Wir fahren weiter durch Plantagen, da wo der Pfeffer wächst, und besuchen ein Open Air Militärmuseum im Nebel sowie einen Soldatenfriedhof. Wir überqueren den Ben Hai Fluß (ehemalige Grenze zwischen Nord- und Südvietnam) und schließlich kommen wir nach Vinh Moc, wo sich die Vietnamesen in Kriegszeiten in ausgeklügelten Tunnelsystemen verschanzt haben. Über mehrere Jahre haben hier hunderte von Menschen gelebt, 17 Kinder wurden unter der Erde geboren. Es gibt winzige Räume für ganze Familien, einen Versammlungsraum und eine Krankenstation.

Ein Abendspaziergang führt uns zur Nahe gelegenen Parfümfluss-Insel Cồn Hến, um dort die lokale Spezialität Cơm Hến (Reisgericht mit winzigen Fluss-Muscheln) zu probieren. Auf der Insel angekommen, gibt es kaum noch Straßenbeleuchtung und auch kein Verkehr mehr. Es ist mittlerweile Stockdunkel, der Weg ist matschig und wir bezweifeln stark, heute hier noch etwas zu Essen zu bekommen. Wir wollen schon umkehren als wir noch Licht in einer Wäscherei sehen. Ein vielstimmiges „Hello, Hello“ schallt es als wir näher kommen. Hier fragen wir die Frauen nach Cơm Hến. Eine der Frauen kann sehr gut englisch und es stellt sich heraus, dass ihre Familie die Wäscherei betreibt, die unser Hotel beliefert – Zufälle gibt’s! Sie bringt uns zu einem kleinen Lokal, wo wir für einen fast lächerlich kleinen Preis von einer entzückenden älteren Dame Cơm Hến serviert bekommen. Dazu gibt es eine Schüssel Muschel-Brühe. Einfach köstlich!

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