Cát Tiên – Nationalpark

Ab in den Dschungel! Nach dem ziemlich ereignisreichen Roadtrip durch das zentrale Hochland brauchen wir erst einmal etwas Regenerationszeit. Zum Glück erweist sich unsere neue Unterkunft als eine wahre Oase der Ruhe und Entspannung. In der hübschen kleinen Anlage direkt am Đồng Nai Fluss bewohnen wir eine einfache, aber sehr hübsch gestaltete Bambushütte mit Flussblick. Jetzt heißt es in der Hängematte faulenzen, den Fluss beobachten und den Geräuschen des Dschungels lauschen.

Der Eingang zum Nationalpark Cát Tiên befindet sich nur 50 Meter von unserem Lodge entfernt, man bezahlt den Eintritt und wird per Fähre auf die andere Seite in den Park gebracht. Leider ist die „Wanderkarte“, die man bei dem Hauptquartier des Parks auf Anfrage ausgehändigt bekommt, nur auf vietnamesisch verfügbar und sowieso nicht zu gebrauchen. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit teure geführte Touren zu buchen, das lassen wir aber lieber sein. Also beschließen wir es auf eigene Faust, als Absicherung haben wir schließlich unser GPS.

Mitten im Wald treffen wir auf eine vietnamesische Gruppe, die uns für eine viel interessantere Sehenswürdigkeit hält als den majestätischen 300 Jahre alten Baum – sorry, lieber Baum, dass wir dir die Show stehlen 😉

Wir biegen auf einen eigentlich gesperrten schmalen Pfad ab und sind ab jetzt vollkommen allein mit der unglaublichen Vegetation des Urwald und dessen Bewohnern. Die verbotene Route entpuppt sich als ein wunderschöner, sehr gut markierter Wanderweg voller visueller und vor Allem akustischer Erlebnisse.

Am nächsten Tag wollen wir uns den Bàu Sấu (Krokodilsee) im Nationalpark anschauen. Das bedeutet, 10 Kilometer Schotterpiste per Leih-Mountainbike (diese sind im Krokodilsee-Eintrittspreis inklusive) und anschließend weitere 5 Kilometer Wanderung per Pedes durch den Dschungel. Wir machen zuerst noch einen Abstecher zum Fluss mit seinen Stromschnellen, bevor wir den See ansteuern. Der Weg führt durch den Dschungel, ist aber breit genug, um ihn mit dem Fahrrad zu erkunden. Die Stromschnellen sind zwar wenig spektakulär in der Trockenzeit, aber der Weg dorthin und der Fluss sind es dafür um so mehr!

Auf einer staubigen Piste, eskortiert von vielen bunten Schmetterlingen, geht es in die Tiefen des Nationalparks, weiter Richtung Krokodil-See. Nach einer sehr holprigen Fahrt parken wir unsere Fahrräder im Gebüsch, da es ab hier nur noch zu Fuß weiter geht. Hier treffen wir auf einen etwas orientierungslosen Amerikaner: „Do i need a guide?“ Wir können ihn beruhigen, da es sich um einen sehr gut ausgebauten Wanderweg handelt und teilen mit ihm unseren Pfad durch den Regenwald. Am See angekommen, plaudern wir mit unserem sehr amüsanten Zeitgenossen bei einem warmen Bier und beobachten die Krokodile im Wasser, die Seevögel, die Ranger, die waghalsig die Krokodile füttern und gruseln uns gemeinsam vor einem Waran.

Man munkelt, dass es hier auch Elefanten, seltene Java-Nashörner, wilde Wasserbüffel und Malaienbären geben soll. Tatsächlich sehen wir (nicht nur hören) wir an diesem Tag: Viele verschiedene Eidechsen (manche sehen aus wie kleine Raptoren), einige Spitzhörnchen, eine rot-gelbe Schlange, ein Wildschwein, mehrere Krokodile, viele exotische Vögel, einen Gibbon, einen Waran, eine Gruppe Makaken und etwas, was wie ein riesiges graues Kaninchen aussah…

In unserer chilligen Bambushütte haben wir uns sehr wohl gefühlt, so dass wir gleich erstmal den Aufenthalt um ein paar Tage verlängert haben. Es ist nicht nur die schönste, sondern auch die günstigste Unterkunft (5,72 Euro pro Zimmer und Nacht inkl. Frühstück für 2 Personen), die wir bisher in Vietnam hatten. Außerdem eignet sie sich auch prima als aktuelles Home-Office – denn unglaublich aber wahr, haben wir auch hier eine super schnelle Internetverbindung.

Wehmütig verlassen wir diesen unglaublichen Ort und und vermissen jetzt schon den morgendlichen Affenchor und Vogelgesang, das vielstimmige Summen der Insekten, die sagenhafte Schönheit des Urwalds und die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft des Personals. Ein junger Mann bringt uns noch zur 20 Kilometer entfernten Hauptstraße, wo er dafür sorgt, dass uns der Đà Lạt nach Ho-Chi-Minh-City Bus auch aufgreift.

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